Leinenführigkeit – gemeinsam statt gegeneinander gehen
- Luisa Wagner
- 24. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Viele Hundemenschen kennen das: Du willst eigentlich nur einen ruhigen Spaziergang machen, aber dein Hund sieht das anders. Er zieht dich mit Energie vorwärts, du hältst dagegen, wirst vielleicht genervt oder frustriert, während du versuchst, die Kontrolle zu behalten. Spazierengehen fühlt sich manchmal eher nach Tauziehen an als nach Quality-Time.
Leinenführigkeit gehört zu den häufigsten Trainingsanliegen – und das ist kein Wunder. Denn ein Hund, der locker an der Leine läuft, macht Spaziergänge nicht nur entspannter, sondern auch sicherer und harmonischer.
Aber: Es ist nicht immer so leicht, wie es aussieht. Und das ist okay.

Warum Hunde an der Leine ziehen – und warum das nichts mit "Ungehorsam" zu tun hat
Zunächst einmal: Ein ziehender Hund ist nicht stur, respektlos oder dominant. Viel häufiger ist es einfach ein Hund, der noch nicht gelernt hat, wie gemeinsames Gehen funktionieren kann – oder einer, dessen Bedürfnisse nicht im Gleichgewicht sind.
Hier ein paar typische Gründe fürs Ziehen:
Neugier: Alles riecht spannend! Hunde nehmen ihre Umwelt hauptsächlich über die Nase wahr.
Tempo-Unterschied: Der natürliche Gang eines Hundes ist schneller als der des Menschen.
Frustration oder Stress: Der Hund ist überfordert oder aufgeregt.
Lernen durch Erfolg: Wenn Ziehen zum Ziel führt, wird es verstärkt – selbst, wenn’s nur minimal ist.
Keine klare Kommunikation: Wenn die Regeln ständig wechseln, weiß der Hund nicht, woran er ist.
Warum Leinenführigkeit so viel mehr ist als „nicht ziehen“
Viele Menschen denken bei Leinenführigkeit nur an „der Hund soll aufhören zu ziehen“. Dabei ist es viel mehr: Es ist ein Dialog.
Wer führt wen?
Wer passt sich wem an?
Wie aufmerksam sind wir füreinander?
Ein Hund, der leinenführig ist, geht nicht funktionierend neben dir her – er geht bewusst mit dir mit. Und genau das ist der Unterschied zwischen Kontrolle und Verbindung.

Was oft nicht hilft – und warum
Viele Methoden zur Leinenführigkeit basieren leider immer noch auf Druck, Korrektur oder Schreckreizen:
Rucke an der Leine
Leinenimpulse mit Worten wie „Nein!“ oder „Fuß!“
Kettenhalsbänder oder andere Hilfsmittel, die unangenehm wirken sollen
Das Problem: Solche Maßnahmen unterbrechen zwar manchmal das Verhalten – aber sie lösen nicht das zugrunde liegende Bedürfnis. Im schlimmsten Fall entsteht Unsicherheit oder Vermeidung – aber keine echte Orientierung am Menschen.
Vertrauen ist die bessere Leine.
Die emotionale Seite – auch bei dir
Leinenführigkeit betrifft nicht nur deinen Hund – sondern auch dich.
Vielleicht kennst du Gedanken wie:
„Alle gucken schon.“
„Wieso klappt das bei den anderen und bei uns nicht?“
„Ich hab doch schon alles versucht …“
All das ist verständlich. Denn dein Hund ist ein Teil deines Alltags, deines Herzens – und wenn etwas nicht klappt, fühlt sich das schnell persönlich an. Umso wichtiger ist: Sei freundlich zu dir selbst. Niemand startet perfekt. Jeder macht Fehler. Und Veränderung beginnt oft genau in dem Moment, wo du dich fragst: Was braucht mein Hund – und was brauche ich?
Alltagstipps für entspannteres Gehen an der Leine
Hier ein paar praktische Anregungen, wie du Leinenführigkeit auf positive Weise fördern kannst:
1. Rituale etablieren
Starte jeden Spaziergang bewusst: Atme durch, gib deinem Hund ein Signal („Los geht’s“), und beginne ruhig. Hektisch loslaufen überträgt sich auf deinen Hund.
2. Klarheit durch Körpersprache
Dein Hund orientiert sich an dir – wenn du konsequent deinen Kurs und dein Tempo bestimmst, fällt es ihm leichter, sich einzupendeln.
3. Kurze Trainingssequenzen
Nicht der ganze Spaziergang muss Training sein. Baue gezielte Übungsphasen ein – z. B. auf gerader Strecke: 5 Minuten volle Aufmerksamkeit, danach Freilauf oder Schleppleine.
4. Belohne, wenn’s locker ist
Viele Hundehalter*innen korrigieren nur das Ziehen – aber vergessen zu loben, wenn die Leine durchhängt. Achte darauf, gutes Verhalten sichtbar zu machen.
5. Pausen zum Schnüffeln
Leinenführigkeit heißt nicht, dass dein Hund nicht anhalten darf. Gönne ihm bewusste „Schnüffelpausen“ – als Belohnung und Entspannung.
Was du wirklich brauchst: Zeit, Geduld – und eine gemeinsame Sprache
Leinenführigkeit ist keine Frage von Macht oder Technik. Es ist Beziehungstraining. Du bist die Person, bei der dein Hund Sicherheit, Klarheit und Verbindung findet – auch draußen, auch wenn’s aufregend ist.
Erwarte keine Wunder über Nacht. Freu dich über jeden kleinen Fortschritt. Und erinnere dich daran: Ihr seid ein Team. Und genau das darf man auch unterwegs sehen.
Fazit: Es geht nicht darum, perfekt nebeneinander zu laufen – sondern verbunden.
Wenn du Unterstützung brauchst, weil du nicht weiterkommst, der Frust zu groß ist oder du einfach einen neuen Ansatz probieren möchtest: Ich begleite euch gerne dabei, aus dem Tauziehen wieder eine Teamreise zu machen.
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